Einzelschicksal von Marianne Gluth

Meine Schwester Ursula Pietsch kam in die Frauenklinik Pfotenhauerstraße in Dresden zur Entbindung. Am 7. Februar wurde ihre Tochter Marianne geboren. Ich, Gerda Altmann geb. Schnitte, besuchte meine Schwester täglich in der Klinik.

Am 13/14. war der Großangriff auf Dresden. In der Hoffnung, dass meine Schwester mit dem Baby nicht in den Keller sondern ins Freie gelaufen ist (sie sollte ja am 14. Februar entlassen werden), lief ich zum Krankenhaus. Ich kam gegen 3:00 Uhr nachts ins Krankenhaus und suchte meine Schwester vergebens, ich stand vor einem großen Schutthaufen. Ein Herr sprach mich an, es war der Opa von Petra Roschinski. Er suchte seine Tochter Ilse. Das Baby Petra hatten sie schon nach Hause gebracht und Herr Albert suchte weiter nach Ilse. Herr Albert bot mir an, in dem Keller, in dem sie Petra gefunden hatten, auch nach dem Baby meiner Schwester zu suchen. Die Kinder waren in einem Schulkeller untergebracht in dem kein Licht war. Aber Herr Albert hatte eine Dynamolampe zum kurbeln und ging von einem Kind zum nächsten. Herr Albert rief hier ist das Kind Marianne Pietsch, in diesem Augenblick wusste ich, dass meine Schwester tot ist. Nun hatte ich nichts mehr, alles war in der Senefeldstraße 1 verbrannt.

Herr Albert bot mir an, mit zu seiner Frau zu kommen, ich könnte in dem Zimmer seiner Tochter Ilse schlafen. Ich nahm dankend an. Frau Albert (Petras Oma) hatte einen großen Wäschekorb und ich durfte mein Baby noch dazu legen. Frau Albert bemühte sich sehr um die zwei Babys, mit Haferflocken und Puddingpulver, was wir in einem Koffer gefunden hatten, wurden die Kinder ernährt! Herr Albert ist jeden Tag in die Klinik gegangen um nach seiner verschütteten Tochter und nach meiner Schwester zu suchen. Ilse kam in ein Einzelgrab nach Leuben, meine Schwester auf den Nordfriedhof.

Im Juli 2007 aufgeschrieben von Gerda Altmann

In der Sächsischen Zeitung wurde im Februar 2010 ein Bericht über Marianne Gluth veröffentlicht. Diesen können Sie hier lesen. (PDF-Datei)

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