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Einzelschicksal von Rolf Köhler

Von meiner Mutter Elisabeth Köhler, geb. Schmiedel, zum Zeitpunkt meiner Geburt am 10.02.1945 gerade 27 Jahre alt, erfuhr ich im Zusammenhang mit der Bombardierung des Krankenhauses und den darauf folgenden Ereignissen Folgendes:

Die Frauen wurden aufgefordert, die Klinik zusammen mit den Kindern zu verlassen, da sie oben bereits brannte. Es herrschte Hilflosigkeit, keiner wusste wohin er gehen sollte. Mutter flüchtete zunächst in Richtung „Großer Garten“. Hier steckte Brandbombe an Brandbombe.

Ausgebrochene wilde Tiere aus dem Zoo suchten angesichts der Feuersbrunst Schutz in der Nähe von Menschen. Keines der Tiere griff einen Menschen an. In der Karcher Allee fanden wir Unterschlupf im Haus von Leuten, die wohl geflohen waren.

Die viel schlimmere zweite Bombenwelle raste heran. Links und rechts unseres Hauses, dessen Keller wie ein Wunder trotz eines großen Risses in der Decke standhielt, wurden die Häuser weggesprengt und das unsrige brannte oben. Keine der Frauen glaubte je, dieses Inferno zu überleben. Sie starrten nur immerzu nach dem Riss in der Decke und hofften auf eine schnelle „Erlösung“.

Als die Entwarnung kam, glaubten die Frauen nicht, dass sie es wirklich noch sind und leben. Innerlich wie ausgelöscht, nur noch wie Geister, sollen sie sich gesehen und empfunden haben. Das Kind aber, in den Armen der Mutter, soll die ganze Zeit still gewesen sein und nicht ein einziges Mal geweint haben. Solch’ ein seltsamer Mensch war ich also schon damals, aber wohl entlastend für meine Mutter, wenigstens in diesem Punkt.

Eine Frage bewegt mich bis heute: hat das ansonsten so wütende Feuer uns das Leben gerettet? (Weil für den Bomberpiloten das Haus als ‚erledigt’ galt?!)

Die Flucht geht danach weiter auf einem Pferdewagen in Richtung Goppeln unter dicken Pferdedecken versteckt, da Tiefflieger die Trecks beschossen.

In Goppeln erfolgte meine Nottaufe.

 

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schicksale14.html — letzte Änderung: 2017-09-13