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Einzelschicksal von Petra Roschinski

Mein Kärtchen
Mein Kärtchen

Meine Großeltern, die eigentlich meine Mutter suchten, mussten am 14. Februar wegen der weiteren Angriffe in einen Luftschutzkeller flüchten, in dem die Kinder untergebracht waren. Sie erkannte mich an meiner Kleidung und an dem kleinen Zettel am Handgelenk. Eine junge Frau aus Breslau suchte mit Ihnen zusammen nach ihrer Schwester, sie fanden auch dieses Baby dort im Keller. Eine Krankenschwester, die bei den Kindern war, erlaubt ihnen uns mitzunehmen, da sie sowieso keine Nahrung für die Kinder hatte. Sie soll gesagt haben, die erfrieren und verhungern hier ja sowieso.

Meine Großmutter kümmerte sich auch sofort um einen Geburtsschein, nur mit dem konnte Sie eine Milchkarte und Kleiderkarte bekommen. Dies muss recht schwierig gewesen sein, da ja alle Unterlagen verbrannt waren und ein totales Chaos in Blasewitz herrschte. So bekam sie für mich in Leuben einen Interimsgeburtsschein Nr. 1/45 – ich habe bis heute keinen anderen Geburtsschein erhalten – und bekam für die damalige Zeit "nichtarische“ Vornahmen, Petra und Solveig. Entweder war meine Großmutter sehr beharrlich, oder der Beamte hatte Mitleid.

Die Kinder und die überlebenden Mütter wurden in den Schulkeller des heutigen Gymnasiums Dresden-Blasewitz in der Kretschmerstraße 27 gebracht.

Mein Vater war zu der Zeit in Oslo, Norwegen, im Polizeimusikkorps und spielte als Pianist am Osloer Rundfunk auch am 13. Februar. Er bekam einen Urlaubsschein, als die Bombardierung von Dresden bekannt wurde und hat nach Ankunft in Dresden auf dem Gelände der Frauenklinik gegraben, bis er am 14. April 1945 meine Mutter als 115. Tote geborgen hat und sie in Leuben auf dem Friedhof beerdigen konnte. Er war Hamburger und ging dann zurück zu seinen Eltern. Er ließ mich in Dresden, bis dann 1947 ihm ein Gerichtsbeschluss das Sorgerecht und das Aufenthaltsbestimmungsrecht zusprach. Daher bin ich dann ab meinem dritten Lebensjahr in Hamburg aufgewachsen.

Mich hat die ganzen Jahre beschäftigt, wie viele Kinder wohl überlebt haben. Nach der Wende habe ich einen ersten Versuch gemacht, der aber so abschlägig beschieden wurde, dass ich aufgeben wollte. Inzwischen sind aber meine neuen Nachforschungen so weit, dass ich weiß, es sind 46 Kinder unter 6 Jahren nach Kreischa gebracht worden. Viele Kinder sind von Verwandten abgeholt worden, andere Waisenbabys sollen bei Kreischa ein neues Zuhause gefunden haben.

 

Einen Bericht aus der Sächsischen Zeitung können Sie hier nachlesen (wird als PDF-Datei geöffnet).

 

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schicksale20.html — letzte Änderung: 2017-09-13